HOME   BIOGRAFIE   BIBLIOGRAFIE   COVER GALLERY   REZENSIONEN   ZELLULOID   FEATURES   LINKS   KONSUM
 

Der doppelte Bush
Von Christian Gaca | März 2002

Halt! Stopp! Keine Panik! Es gibt möglicherweise eine vernünftige Erklärung, warum George W. Bush, 43. Präsident der USA, auf vielen Fotos wie sein eigener Klon aussieht. Noch ist die Menschheit nicht bedroht - oder etwa doch?

Wenn man sich die Collage der beiden Bilder anschaut, wird dem Betrachter zwangsläufig etwas mulmig. Selber Ort, anderer Tag, anderer Sprecher, selber W. Bush, selbe Miene, selbe Körperhaltung - ein Roboter?

Das obere Bild wurde am 18. Dezember 2000 in der Washington Post veröffentlicht. Darauf zu sehen sind der heutige US-Präsident beim Belauschen einer Rede seiner damaligen Favoritin für den Posten des Nationalen Sicherheitsberaters, Condoleezza Rice. Das untere Bild erschien auch in der Washington Post, genau zwei Tage später, und gleicht denm oberen fast bis ins Detail. Nur der Redner ist ein anderer: Alberto R. Gonzalez, ein weiterer Berater von George W. Bush. Das Befremdliche an dem Szenario: Die Pose von Bush ist nicht ähnlich sondern identisch, sein Gesichtsausdruck ist nicht ähnlich sondern identisch.

Beide Fotos wurden via E-Mail von Post-Leser und Kommunikationsberater Adam Shannon an die Redaktion gesandt. Und obwohl Post-Redakteur Gene Weingarten zuerst eine Fälschung der Bilder vermutete, brachte ein Check des Archivs Gewissheit. Beide Bilder waren tatsächlich so veröffentlicht worden. Gene Weingarten recherchierte, fand weitere Bilder in der Washington Post, dem Philadelphia Inquirer, der Baltimore Sun oder der New York Times. Alle Bilder einte: Bush mit zur Seite geneigtem Kopf, runtergezogenen Mundwinkeln, zusammengekniffenen Augen und emotionsloser Miene.

Weingarten geriet ins Grübeln. "Könnte es sein, dass dies überhaupt nicht Bush ist? Immerhin ist er ein beschäftigter Mann, hatte vielleicht keine Zeit, bei allen Terminen persönlich zu erscheinen und seine Helfer haben schlicht einen Pappkameraden gebaut, der bei diesem Anlässen im Hintergrund stehen kann." Weingarten rief bei dem AP-Fotografen J. Scott Applewhite an, der das Foto von Bush und Rice geschossen hatte. Seine Frage an Applewhite: "Könnte es möglich sein, dass Sie von einer Pappfigur getäuscht worden sind?" Und Applewhite zeigte sich sicher: "Nein, es war George W. Bush!"

Aber da war ja noch Adam Shannon, und der hatte eine eigene Theorie. George W. Bush sei ein "animatronic robot" - eine Maschine. Shannon erklärte Weingarten er glaube, Bush sein eine Fusion einer mit unzähligen Servo-Motoren ausgestatteten biomechanischen Hülle und eines ausgeklügelten Künstliche-Intelligenz-Moduls. Auf den Fotos sähe man stets eine Maschine, die in den Standby-Modus geschaltet wurde. Gerade bei Pressekonferenzen, wenn die Ausmerksamkeit eigentlich anderen gilt, schalte der Bush-Roboter in den Ruhebetrieb und starte erst dann wieder, wenn sein Rede beginne.

Weingarten, auf der Suche nach Gegenbeweisen, stöberte im Post-Archiv und wurde fündig. Ein Foto von Bush im Alter von sieben Jahren - wenn man genau hinschaue, so Weingarten, erkenne man denselben Blick, auch der Mund sei runtergezogen. Er brachte das Foto zu Shannon. Und der sagte: "Können Sie das Alter dieses Fotos präzise und sicher beweisen?" Weingarten konnte nicht. Dazu Shannon: "Sehen Sie, wenn Sie ein Roboter konstruieren würden, der Präsident werden soll, müsste man auch dessen Kindheit dokumentieren. Also müssten Sie einen Mini-Bush bauen und fotografieren - und so einen haben sie womöglich hier auf dem Foto."

Tja, wie Sie nun wissen, wissen Sie immer noch nichts.

Quelle: Washington Post

»» zurück zur Feature-Übersicht
 

    © 2004  FÜR EIGENE TEXTE + GRAFIK  CHRISTIAN GACA  |  ANREGUNGEN:    |  DISCLAIMER