HOME   BIOGRAFIE   BIBLIOGRAFIE   COVER GALLERY   REZENSIONEN   ZELLULOID   FEATURES   LINKS   KONSUM
 

Das allmächtige Auge?
Von Christian Gaca | Mai 2002

Der britische Forscher Dr. Sergio Velastin arbeitet zurzeit an der Umsetzung einer Vision von Philip K. Dick: Verbrechen entdecken, bevor es entsteht und es so verhindern. Die Idee: Roboter-Kameras sollen Verhaltensmuster von Passanten lernen und dann bei verdächtigen Aktivitäten die Polizei alarmieren. Da hat der Herr Doktor wohl ausgiebig den Minderheiten Report studiert.

Dr. Velastin will eine Kombination aus Computer und den in Großbritannien bereits etablierten CCTV-Kameras (close circuit television cameras) dazu benutzen, Verhaltenmuster der Passanten zu lernen und dann Aktivitäten, die außerhalb der Norm liegen, an eine mit Menschen besetzte Stelle zu melden. Dazu hat das Forscher-Team um Dr. Velastin im "Digital Imaging Research Centre" der Kingston University in London die Software "Cromatica" entwickelt. Cromatica soll etwa erkennen können, ob jemand gerade plant, eine alte Frau auszurauben oder ein anderer jemand eine Bombe am Flughafen deponieren will.

Die Software verarbeitet sekundenschnell Bilddaten der CCTV-Kameras und vergleicht sie mit bereits einprogrammierten Verhaltensmustern. Im nächsten Schritt errechnet der Prozessor anhand mathematischer Variablen, was höchstwahrscheinlich als nächstes geschehen wird. Und wenn aus diesem Rechenprozess ein mögliches Verbrechen schlussfolgert, wird automatisch ein Signal an einen Sicherheitsbeamten oder direkt an die Polizei geschickt.

Ursprünglich hatte Velastin Cromatica entwickelt, um den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern. Die Software sollte vorhersagen, wie viele Passanten sich wann in der U-Bahn aufhalten werden, Muster in den Menschenmassen herausfiltern und potenzielle Selbstmörder enttarnen. Dr. Velastin bestätigte, dass es bereits erste Test mit Cromatica in der Londoner Liverpool Street Station gegeben habe.

Der Forscher ist der Ansicht, dass das mangelnde Sicherheitsgefühl ein Hauptgrund dafür ist, warum manche Leute überhaupt nie U-Bahn fahren. CCTV-Kameras würden die Sicherheit bereits messbar verbessern. Allerdings werden die Bilddaten nach wie vor von Menschen ausgewertet, die leicht die Konzentration verlieren oder gar Ereignisse nicht mitbekommen. Gerade lange Perioden, in denen auf den Monitoren überhaupt nichts geschehe, seien für Menschen nur schwer zu ertragen. Diese anstrengenden Aufgaben will Dr. Velastin nun einem Computer überlassen. Mit seinem Forscher-Team arbeitet Valestin zudem daran, die Software soweit zu verbessern, dass sie unbeaufsichtiges Gepäck an Flughäfen ausfindig machen kann. Der Rechner soll dann zugleich im Stande sein zu sagen, wer das Gepäck stehen gelassen hat und wohin dieser jemand im Einzugsbereich der Kameras gegangen ist.

Kritikern entgegnet Valestin stets, seine Idee sei es, dass der Computer ein potenzielles Ereignis vorhersage und diese Möglichkeit dann einem Menschen aufzeige. Der Mensch solle abschließend entscheiden, was zu tun ist. "Wir sind also noch noch ein weites Stück entfernt davon, dass Maschine den Menschen ersetzen", beruhigt Velastin.

Quelle: Independent News UK

»» zurück zur Feature-Übersicht
 

    © 2004  FÜR EIGENE TEXTE + GRAFIK  CHRISTIAN GACA  |  ANREGUNGEN:    |  DISCLAIMER